Lausitzer Rundschau vom 16.03.2016:


Feuerwehr setzt auf Nachwuchs

Gubener engagieren sich in Brandschutzerziehung / 156 Einsätze im vergangenen Jahr


 

GUBEN Als eine der aktivsten Feuerwehren im Spree-Neiße-Kreis bezeichnet Gubens amtierender Bürgermeister Fred Mahro die Wehr der Neißestadt. Statistisch gesehen gab es 2015 fast jeden zweiten Tag einen Einsatz. Viel Engagement wird in die Brandschutzerziehung der Kleinsten investiert.

Lob und Respekt haben sie sich verdient: die 83 aktiven Kameraden der freiwilligen Feuerwehr in Guben. 156-mal waren sie im vergangenen Jahr im Einsatz. 26 Brände wurden von ihnen gelöscht, 79-mal Hilfeleistungen erbracht. Von einer "besonders guten Arbeit" vor allem im Nachwuchsbereich spricht auch Gubens amtierender Bürgermeister Fred Mahro auf der jüngsten Stadtverordnetensitzung. Für ihn ist die Feuerwehr aus der Neißestadt sogar eine der besten im gesamten Spree-Neiße-Kreis.

Die Aktiven selbst zeigen sich da sehr viel bescheidener. "Wir wollen uns gar nicht mit anderen messen", betont Stadtwehrführer Rico Nowka gegenüber der RUNDSCHAU. "Wir geben uns viel Mühe bei der Jugendarbeit, das trifft die Sache wohl am ehesten", schiebt er hinterher. Vor knapp drei Jahren hat er die Wehrführung in der Neißestadt übernommen. Seit mehr als 23 Jahren engagiert sich der 36-Jährige in der Feuerwehr. Vor allem das "klassische Helfersyndrom", aber auch die Kameradschaft untereinander sowie das Interesse für die Technik treiben ihn ebenso wie viele andere Ehrenamtler an. Bereits seit 1983 ist die Gubener Feuerwehr eine freiwillige. Pro Einsatz gibt es für die Aktiven eine Aufwandsentschädigung in Höhe von zehn Euro.

Zu den wichtigsten der insgesamt 156 Feuerwehreinsätze im vergangenen Jahr gehört für Nowka der Großbrand beim Gubener Schaumstoffhersteller Megaflex Löhr Anfang Juli. 80 Mann waren damals im Einsatz. "Es bestand die Gefahr, dass der Brand in der Lagerhalle auf ein Produktionsgebäude übergreift", erzählt Nowka. Der brennende Schaumstoff wurde letztlich durch den "massiven Einsatz von Wasser" gelöscht. Die Produktion lief weiter.

Foto: Ein brennendes Auto löschen die Gubener Feuerwehrmänner in der Anne-Frank-Straße. Das war einer von insgesamt 156 Einsätzen im vergangenen Jahr. Foto: Schwitzke


Aber auch die Unwetterlage Anfang Juli sowie die Brandserie in Schenkendöbern hielten die Gubener Feuerwehr in Atem. Insgesamt zwölfmal innerhalb von nur 44 Stunden mussten die Kameraden ausrücken, um umgestützte Bäume von den Straßen zu räumen. Im August brannten ein Dachstuhl in Groß Gastrose, ein Strohlager in Albertinenaue, eine alte Scheune in der Kerkwitzer Aue. Immer häufiger wird die Feuerwehr aber auch zu "artfremden" Hilfeleistungen gerufen. "Wir müssen Türen öffnen oder den Rettungsdiensten beim Tragen helfen", berichtet Nowka.

Neben solchen Einsätzen widmet sich die Gubener Feuerwehr mit viel Ehrgeiz der Brandschutzerziehung in den Kitas und Schulen. "Seit 2010 gab es in Guben keinen Brandeinsatz mehr, der durch Kinder verursacht wurde", sagt Nico Hammel. Das wertet der ausgebildete Fachwart für Brandschutzerziehung als messbaren Erfolg. Im Vergleich: Jede dritte fahrlässige Brandstiftung wird üblicherweise von Kindern und Jugendlichen verursacht.

Zur altersgerechten Brandschutzerziehung bringt Hammel oft das Rauch-Demo-Haus mit. "Mit einer Nebelmaschine simulieren wir ein Feuer", erzählt er. Danach können die Kinder beobachten, was passiert, wenn es brennt und wohin der Rauch zieht. "Das stärkt das Gefahrenbewusstsein", betont Hammel. Insgesamt 30 Beratungen haben Hammel und sein Team im vergangenen Jahr durchgeführt.

"Für uns ist die Brandschutzerziehung auch eine gute Gelegenheit, Nachwuchs zu rekrutieren", sagt Nowka. Der ist später vor allem für den operativen Einsatz dringend nötig. Im Alter von 18 Jahren wechseln die Mitglieder der Jugendwehren in den aktiven Feuerwehrdienst. Für Kreisbrandmeister Wolfhard Kätzmer ist das nach wie vor ein äußerst kritischer Zeitpunkt. Noch immer verlassen viele Jugendliche in diesem Alter die Region und kehren auch der Feuerwehr den Rücken. "Wir brauchen mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze", fordert er.

Zum Thema:

Elf freiwillige Feuerwehren , die sich in 113 Ortsfeuerwehren gliedern, gibt es im gesamten Landkreis Spree-Neiße. Die Zahl der Mitglieder liegt bei 5241. Dazu zählen 2584 Männer, 408 Frauen und 770 Jugendliche. 1479 Mitglieder sind in der Alters- und Ehrenabteilung. "Alle sind sehr aktiv" , betont Kreisbrandmeister Wolfhard Kätzmer. Die Jugendfeuerwehren haben sich sehr spezialisiert. So sind die Wehren in Trebendorf und Wolfshain beispielsweise sehr erfolgreich im Wettkampfbereich.


Silke Halpick