Lausitzer Rundschau vom 21.09.2022

Rettungskräfte suchen Nachwuchs

Gubens Retter brauchen Hilfe und inszenieren dafür eine Katastrophe

Ein Verkehrsunfall mit sechs verletzten Menschen hatte zahlreiche Bewohner von Guben in ihre Altstadt gezogen. Sie alle aber waren keine Gaffer, sondern willkommene Zuschauer einer unkonventionellen Werbeaktion.

Situation, die Retter und Katastrophenschützer in der Neißestadt Guben dieser Tage alarmierte. Die angenommene Fahrerin eines Pkw soll am Hutkreisel nach einem Herzinfarkt das Bewusstsein verloren haben und danach ungebremst in eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen gerast sein. Ihr Auto kommt dabei erst auf einer Rasenfläche 50 Meter nach dem Zusammenstoß zum Stehen. Unter dem Fahrzeug liegen noch zwei eingeklemmte Personen. Ab jetzt zählt jede Minute, denn auch im Auto befindet sich noch ein Kind, das nicht angeschnallt war. Es ist durch den Aufprall in den Fußraum gerutscht.


"Genauso könnte ein Unfall ablaufen und sich für uns die Lage darstellen", sagt Frank Gölitzer vom Brand- und Katastrophenschutzzentrum in Guben. Der erfahrene Rettungssanitäter und langjährige Ausbilder ist an diesem Tag als Moderator im Einsatz. Bei einer öffentlichen Übung präsentieren die Retter, wie sie in einer derartigen Situation handeln müssen. Hintergrund der dramatischen Übung ist die traurige Tatsache, dass die Helfer in Guben in den vergangenen Jahren viele Mitstreiter altersbedingt oder durch Umzüge verloren haben. Es fehlt der Nachwuchs beim Jugendrotkreuz und bei der Jugendfeuerwehr. "Wir wollen mit der öffentlichen Übung zeigen, wie notwendig und wichtig unsere Arbeit ist, und wir wollen neugierig machen und animieren, selbst bei uns einzusteigen", so Frank Gölitzer. Und das zeige man eben am besten bei einem "richtigen" Einsatz. Die Rettungsprofis hatten dafür eine Menge Vorbereitungszeit in den "Einsatz" investiert. Bis zu zwei Stunden vor der Übung mussten sich die "Unfall-Opfer" möglichst realitätsnah präparieren lassen. Da wurden Wunden und Brüche auf die Haut geschminkt. Blaue Augen und Kratzer sollten alles so authentisch wie möglich aussehen lassen. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Denn es waren viele Neißestädter gekommen, um die Szenerie und vor allem die Retter zu beobachten.

Ute Richter (Fotos: Ute Richter)

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